Mahabharata und Ramayana

Das Mahabharata ist neben dem Ramayana eines der umfangreichsten Epen des Hinduismus und gilt als wesentlicher Bestandteil
des hinduistischen Glaubens und Tradition.
Es gilt zudem als das längste Epos der Welt. Es gehört zu den Smritis, welche die heiligen Schriften der Hindus über die Götter enthält.

Das Mahabharata im Detail:

Mahabharata bedeutet soviel wie „Die Erzählung vom großen Kampf der Bharata“.
Auf dem „Feld Kurus“ ca. 160km nördlich von Delhi in Kurukshetra (Bundesstaat Haryana) fand nach der Überlieferung des Mahabharata
zufolge die große Schlacht zu Kurukshetra statt, die den Hintergrund für die Bhagavadgita bildete.

Heilige Schriften des Hinduismus

In der 18 Tage dauernden Schlacht kämpften die Kauravas gegen die Pandavas, welche um ihr Königreich durch die Kauravas betrogen worden
und verlangten nach einer 13-jährigen Verbannung ihren Anteil zurück.
In der daraus resultierenden Schlacht kämpften die nahen Blutsverwandten aus drei Generationen gegeneinander sowie als Verbündete die größten Krieger
ihrer Zeit. In dieser schwierigen Situation – vor Beginn des Kampfes – erläutert der göttliche Krishna (als Avatar Vishnus)
dem großen Helden der Pandavas, warum er kämpfen muss. Alle Bemühungen um vorherigen Frieden waren vergeblich gewesen.
Die Kauravas sterben während der Schlacht und wenige Pandavas überlebten.
Sie übernehmen die Herrschaft und führten ihr Land in eine lange, glückliche Zeit.

Die Bedeutung des Mahabharata:

Diese philosophischen Erläuterungen fassen das Wissen der verschiedenen geistigen
und religiösen Strömungen der Vergangenheit zusammen. Hindus und andere Philosophen sehen diesen Kampf als Allegorie an.
Sie interpretieren die kriegerischen Auseinandersetzungen in Kurukshetra als Sinnbild für das ‚Schlachtfeld‘ des Yogas und die
Auseinandersetzung zwischen den Kräften der göttlichen Ordnung und denen des Egos.

Dieser „Gesang des Erhabenen“, die Bhagavadgita, zählt auch heute noch zu den meistgelesenen heiligen Büchern Indiens.
Außerdem stehen im Mahabharata kleine Erzählungen, Lieder und Lehrgedichte.
In ihnen haben weise Hindus ihr Wissen über die Götter aufgeschrieben.
Insgesamt umfasst das Mahabharata 18 Bücher und 100.000 Doppelverse.

Man nimmt an, dass das Epos seinen schriftlichen Ursprung in den 800 Jahren zwischen 400 v. Chr. und 400 n. Chr. hatte
aber auf weitaus älteren Berichten beruht.
Das Mahabharata gilt „Dharmashastra“, als eine der vielen Schriften, die das „Dharma / die Lehre“ über Rechtschaffenheit und gute Sitte überliefert.

Das Ramayana: Ein zeitloses Epos der indischen Kultur

Historischer und kultureller Kontext

Das Ramayana, ein zentrales Werk der indischen Literatur und zweites großes Epos neben dem Mahabharata, spielt eine prägende Rolle in der Kultur und Religion Indiens. Ursprünglich zwischen dem 4. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. verfasst, beeinflusst es bis heute die Lebensweise und Feierlichkeiten in Südasien. Die Geschichten um Rama, seine treue Gattin Sita und den treuen Diener Hanuman, sind tief verwurzelt in den Festen Dussehra und Diwali, die jährlich groß gefeiert werden.

Die Struktur des Epos

Das Ramayana ist in sieben ‚Kandas‘ (Bücher) gegliedert, die die verschiedenen Lebensphasen von Rama illustrieren:

  • Bala Kanda: Die Jugend Ramas, seine Ausbildung und die heroische Gewinnung seiner Frau Sita.
  • Ayodhya Kanda: Die tragische Verbannung Ramas, um den Weg für seinen Halbbruder Bharata freizumachen.
  • Aranya Kanda: Die Entführung Sitas durch den Dämonenkönig Ravana markiert den Beginn einer tiefen Prüfung.
  • Kishkindha Kanda: Rama schließt eine Allianz mit Hanuman und Sugriva, dem Affenkönig.
  • Sundara Kanda: Hanumans heldenhafte Reise nach Lanka, um Sita zu finden.
  • Yuddha Kanda: Die epische Schlacht in Lanka, in der Rama Ravana besiegt und Sita befreit.
  • Uttara Kanda: Ramas Rückkehr und spätere Herrschaft, die von persönlichen und königlichen Prüfungen geprägt ist.

Philosophische und ethische Dimensionen

Das Ramayana vermittelt tiefgreifende Lektionen über Dharma (Rechtschaffenheit), die Pflichten eines Idealzustands und die Bedeutung von Loyalität und Opfer. Sita, als Symbol für Tugend und Reinheit, verkörpert die Herausforderungen und die Würde indischer Frauen.

Einfluss auf Kunst und Kultur

Über die Jahrhunderte hinweg inspirierte das Ramayana zahlreiche künstlerische Darstellungen – von klassischen indischen Tänzen bis zum volkstümlichen Theater ‚Ramlila‘, das die Geschichte Ramas dramatisch nachstellt. Diese kulturellen Darbietungen fördern ein tiefes Verständnis der Charaktere und ihrer moralischen Dilemmata.

Moderne Adaptionen und Interpretationen

Das Ramayana findet auch in der modernen Medienlandschaft Anklang, mit zahlreichen Adaptionen in Filmen, Fernsehserien und sogar Comicbüchern, was seine zeitlose Relevanz und Anpassungsfähigkeit an neue Generationen und Kulturen beweist.