Was ist ein Mantra?

Mantras spielen in der spirituellen Welt des Buddhismus und Hinduismus eine elementare Rolle. Sie sind sehr vielfältig, haben jedoch in Ihrer Wirkung stets das gleiche Ziel – nämlich den Schutz der Person, welches das Mantra erhalten hat. Man kann es somit für sich selbst rezitieren oder auch für eine andere Person/ Gruppe.

Das Word Mantra wird im eigentlichen Sinne als eine heilige Silbe, Wort oder Vers verstanden. Es kommt nicht darauf an, diesen Wortlaut genau zu verstehen bzw. deuten zu können, sondern vielmehr ist der Klang dieses jeweiligen Mantras die spirituelle Kraft.

Im Idealfall manifestiert sich Bedeutung des Mantras im Geist mit den positiven Inhalten und negative Gedanken haben kein Platz mehr.

Gem. alter traditioneller Überlieferung wurde ein Mantra stets von einem Lehrer an seinen Schüler weitergereicht. Durch die intensive Wiederholung dieses Mantras, verstärkt sich die Kraft und Wirkung.

Herkunft der Mantras:

Mantras haben eine besondere Geschichte hinter sich – viele sind bereits tausende Jahre alt. Sie wurden von mythischen Weisen bzw. Seher, den sogenannten Rishis empfangen. Ihnen wurde die heiligen hinduistischen Texte (Shrutis) offenbart, zu denen auch die Veden gehören. Zwei sehr bekannte Mantras, die aus den Veden stammen sind das Gayatri Mantra und das Mahamrityunjaya Mantra.

Rezitieren eines Mantras:

Das Aussprechen und Wiederholen eines Mantras kann auf unterschiedliche Arten erfolgen. Man kann es laut aussprechen oder flüstern, singen oder auch nur in Gedanken wiederholen. Ebenfalls gibt es Mantras, welche auf Papier niedergeschrieben und anschließend geschluckt werden, sodass sie „Teil“ von einem werden.

Üblicherweise wird ein Mantra während einer Meditation oder Gebet ausgesprochen.

Arten von Mantras:

Es gibt drei unterschiedliche Arten von Mantras. Sie werden dahingehend unterschieden, an wen sie sich richten:

1.) Saguna (mit Form) – diese Art richtet sich direkt an einen Gott bzw. an den Aspekt des Göttlichen

2.) Nirguna (ohne Form) – diese Art richtet sich an das formlose göttliche Wesen

3.) Bija – diese Art hat im Fokus die einsilbigen Mantren, dessen Fokus auf den unterschiedlichen Energiezentren des Körpers beruht und hier ihre Wirkung entfalten können. Das bekannteste Bija Mantra ist das Aum Mantra.

Berühmte Mantras des Hinduismus:

Mahamrityunjaya Mantra – Eine Huldigung an die indische Gottheit Shiva

„tryambakaṃ yajāmahe sugandhiṃ puṣṭi-vardhanam

urvārukam-iva bandhanān mṛtyor-mukṣīya mā’mṛtāt“

„Wir opfern dem Tryambaka, dem duftenden, den Wohlstand mehrenden.

Wie den Kürbis vom Stiel, so möchte ich mich vom Tod, nicht vom Nichtsterben losmachen.“

Ein weiteres berühmtes Mantra ist das Gayatri Mantra. Es wendet sich anderes, als andere Mantras nicht an eine direkte Gottheit, sondern stellt die Sonne in den Mittelpunkt, als die sichtbare Repräsentation des Höchsten. Neben dieser Lobpreisung enthält es auch die Bitte um Erleuchtung – und dem damit verbundenen Ausbruch aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt.

„auṃ bhūrbhuvaḥ svaḥ tatsaviturvareṇyaṃ bhargo

devasya dhīmahi  dhiyo yo naḥ pracodayāt“

 

„Om, wir meditieren über den Glanz des verehrungswürdigen Göttlichen,

den Urgrund der drei Welten, Erde, Luftraum und himmlische Regionen.

Möge das Höchste Göttliche uns erleuchten, auf dass wir die höchste Wahrheit erkennen.“

Wie bereits angedeutet, ist eine direkte Übersetzung der Mantras nicht möglich. Es gibt viele unterschiedliche Interpretationen. Allein der Klang durch die direkte oder gedankliche Aussprache gilt bereits als wirksam.

Bei den Anhängern des Shivaismus lautet das Hauptmantra:

„Om namah Shivaya“

„Om – Ich grüße dich, oh Shiva, Herr des Wandels!“

und bei den Anhängern des Vishnuismus

Om namo Narayanaya sowie das Om namo Bhagavate Vasudevaya.

Als weiteres berühmtes Mantra kennt man das von den Hare Krishna Anhängern (und somit Vishnuiten) bekannte

„Hare Kṛṣṇa Hare Kṛṣṇa Kṛṣṇa Kṛṣṇa Hare Hare

Hare Rāma, Hare Rāma Rāma Rāma Hare Hare“

„Ich grüße die göttliche Kraft, die durch Krishna wirkt, Krishna, Krishna, du göttliche Kraft. Ich grüße Rama, die göttliche Verkörperung Krishnas, Rama, Rama, du göttliche Kraft.“

Berühmte Mantras des Buddhismus:

Das zwölf Silben Mantra des Guru Rinpoche:

„Oṃ āḥ hūṃ vajra guru padma siddhi hūṃ“

„Oh großer erleuchteter Meister, dessen Weisheit und Mitgefühl auf mich scheinen mögen. Segne meinen Körper, meine Gedanken und Handlungen mit deiner Kraft und Energie und hilf mir, wie du zu verstehen.“

Mantra des Avalokiteshvara, zum allumfassenden Mitgefühl für alle Wesen:

„Om mani padme hum“

„Oh du Juwel in der Lotusblüte“

Mantra des Amitabha:

„Om ami dewa hri“

„Vollkommener Buddha des strahlenden Lichts und des glückseligen Reinen Landes, Verkörperung der Weisheit der Unterscheidung, bitte spende mir Deinen Segen“

Mantra der Grünen Tara:

„Om tare tuttare ture soha“

„Vor der vollkommen erleuchteten Tara, die vor allen Ängsten schützt, die segensreiches strahlendes Glück ist, die den Weg in die Erleuchtung weist, verneige ich mich. Löse alle Hindernisse in Leerheit auf. Beschützte mich mit deinem großen Mitgefühl. Spende mir deinen Segen.“